BRM 400 Maastricht
Abfahrt
Los geht es in Maastricht immer erst nach einer kleinen Ansprache. Punkt 20:00 gingen wir mit ca. 40 Fahrern auf die Reise.
Nach 10km hatten wir die Niederlande schon verlassen und der erste kleine Anstieg empfing uns in Belgien. Nach 57km hatten wir schon den höchsten Punkt dieser Fahrt der bei 670hm lag erreicht. Ein paar Leute riefen mir dort vom Straßenrand ein paar Worte zu. Anfeuernde vermutete ich, war aber zu sehr mit mir selbst beschäftigt in dem Moment. Als dann mein Name gerufen wurde, dämmerte es mir: Geheimkontrolle.
Ich hatte mir bis dort ein wenig Sorgen um meine Wasservorräte gemacht. Wirklich besiedelt schien die Strecke bis zur ersten Kontrolle nicht zu sein. Aber bei den Maastrichter Geheimkontrollen wird man immer mit Softdrinks und Snacks versorgt. Meine Flaschen sollten bis zur Kontrolle in St. Vieth reichen.
Da es bis hierhin schon etwas anstrengend war, gönnte ich mir eins meiner Leberwurstbrote bevor es weiter ging.
Kurz vor der Kontrolle in St. Vieth übersah ich einen Schutzmann als ich einen Kreisverkehr der Einfachheit halber mal entgegen der Fahrtrichtung benutzte. Mittlerweile war quasi kein Verkehr mehr deswegen blieb es wohl auch bei einer netten Ermahnung.
Während die Kollegen den Gästen des Ratskellers erklärten was wir denn machen, vertilgte ich mein zweites Brot, zog mir Arm- und Beinlinge nebst Warnweste an und telefonierte kurz nach hause.
Sternenhimmel
Weiter ging es in die Nacht. Ein paar mal meldete sich die Müdigkeit und ich überlegte ob es eine gute Idee war auf die Cola bei der Kontrolle zu verzichten. Als wir dann aber im Venn waren und wir unterm Sternenzelt radeln konnten war jede Müdigkeit vergessen. Zu spektakulär war das Erlebnis.
Als wir die Kontrolle in Wallendorf erreichten war es noch dunkel. Stempel bekam man hier auch nicht. Also folgten wir der Anweisung der Organisation und machten ein Foto von der dortigen Brücke.
Bei unserem beständigem Auf und Ab sind wir immer mal durch sehr kalte Luftschichten gefahren. Aber es war nie so lange kalt, dass ich auf meine Windjacke hätte zurückgreifen müssen. Wäre auch blöd gewesen, denn ich hatte keine Handschuhe und auch keine Überschuhe eingesteckt.
Neuer Tag
Als sich dann die Sonne blicken ließ war das mit der kalten Luft dann auch sehr schnell zu Ende.
Als wir um viertel nach sieben Martelange errichten hatte der dortige Bäcker bereits geöffnet, wir hatten Halbzeit und ich bekam endlich meine herbeigesehnte Koffeininfusion nebst leckeren Teilchen.
Nach der verdienten Pause ging es weiter in Richtung Neufchâteau. Ich hatte mir das Höhenprofil natürlich vor der Fahrt angesehen und wusste, dass es zwar permanent hügelig sein würde, die dicksten Brocken würden wir aber bei km 275 hinter uns haben. Die Höhenprofilanzeige meines Garmins hatte ich diesmal ausgeschaltet. Ich glaube das lasse ich weiterhin auch so bei Brevets. In der Nacht bin ich die Anstiege immer so gefahren als ob sie niemals enden würden. Was natürlich einfach ist wenn man kein Ende sieht. Aber auch im Hellen habe ich das beibehalten können und bin gut damit gefahren.
Gegen neun erreichten wir Neufchateau. Hier entledigte ich mich meiner Beinlinge, das Thermometer zeigte bereits 24 Grad und meine Grenze für freie Knie liegt bei 25ºC.
Da wir mittlerweile schon in Belgien fuhren wurden die Straßen etwas schlechter. Als Daumenregel kann man sagen, je näher man an Lüttich ist, desto schlechter ist der Zustand der Straßen. Und wir waren noch ein ganzes Stück entfernt. Zwei Schotterpassagen waren zu bewältigen. Die erste kurze hatte der Organisator vergessen aus dem Track zu nehmen — kann passieren und blieb auch ohne Folgen wie Plattfuss o.ä.. Und die zweite wesentlich schlechter zu fahrende und auch wesentlich längere hatte uns eine nagelneue Baustelle beschert.
Ansonsten war's schönes Fahren und Landschaft genießen. Es war schön warm, wir waren gut in der Zeit und die Müdigkeit war auch verflogen.
Hinter La Roche-En-Ardennes fanden wir eine Tankstelle mit Laden wo wir unsere Wasservorrräte auffüllen konnten. Insgesamt bin ich auf etwas mehr als zehn Liter Flüssigkeit gekommen. Jede Flasche Wasser bekam eine Elektrolyt-Tablette spendiert. Ich war mir nicht sicher ob das evtl. ins Auge gehen würde.
Im Nachhinein kann ich aber feststellen, dass das wohl richtig war. Ich hatte mit keinerlei Krämpfen oder anderen Problemen zu tun. Zudem war ich auch ohne Zeitdruck und auch ohne Trägerhose unterwegs.
Die Kontrolle in Durbuy hatte viel Außengastronomie aber wir mussten eine Weile suchen bis wir einen Platz im Schatten finden konnten. Für die zweitkleinste Stadt der Welt waren dort ganz schön viele Menschen unterwegs.
Hinter Durbuy begann dann eine Klingelphase. Bis dahin hatte ich meine Klingel über Wochen nicht benutzt. Jetzt kam sie aber in Dauereinsatz. In Deutschland gibt es ja einige Gruppen wie z.B. Eltern und Hundebesitzer die meinen Alleinanspruch auf die Wege zu haben. Zum Glück scheint die Zeit in der Stockenten in großen Gruppen die Wege bevölkern vorbei zu sein. Im benachbarten Ausland ist man insgesamt aufmerksamer und es wird bei Klingelzeichen zügig – ohne großes Umschauen, um zu sehen was denn da seltsames von hinten kommt – Platz gemacht.
Im Fluss sahen wir jetzt immer wieder Leute beim Baden. Irgendwie war das schon verlockend. Ich glaube beim nächsten Brevet der entlang von Flüssen führt werde ich ein Handtuch einpacken.
Auf dem letzten Teilstück wurden unsere Pausen dann etwas häufiger. So besuchten wir eine Eisdiele und ließen uns andernorts vom Vorsteher eine Bahnhofstoilette aufschließen um unsere Wasservorräte aufzufüllen.
Die Durchquerung von Lüttich gegen Ende des Brevets stand dann in starkem Kontrast zur Gemächlichkeit zuvor. Nachdem wir aber auch das gemeistert hatten konnten wir gemütlich an der Maas zum Ziel unserer Reise rollen.